Ich bin 50, ich darf das!

Vor kurzem hatte ich Geburtstag. Mal wieder. Kommt in den besten Familien vor, habe ich mir sagen lassen – alle Jahre wieder. Stört mich normalerweise auch nicht. Aber diesmal war es anders – es war ein Geburtstag mit einer Null. Einer dicken Null. Eine große, böse 50 schwebte unheilverkündend über meinem nichtsahnenden Haupt und drohte am Tag X im Sturzflug auf mich herab zu stürzen.

Nun lasse ich mich von derlei Widrigkeiten, wie sie im Leben nun mal vorkommen, eigentlich nicht aus der Ruhe bringen, ganz im Gegensatz zu einigen Menschen in meinem Umfeld, die sich bereits beizeiten nach meinem Befinden und vor allem nach meinem Vorhaben erkundigten – einige aus Interesse an meiner Person, andere aus Interesse am erwarteten reichhaltigen Buffet. Manche konnten beide Interessen sogar miteinander vereinen, aber alle waren der Meinung, dieses Ereignis schreie geradezu nach einer Fressorgie nach römischem Vorbild.

Angesprochen auf die scheinbar unausweichliche Festivität, hüllte ich mich in demonstratives Schweigen und ließ höchstens ein paar fadenscheinige Bemerkungen fallen – je mehr Erwartungen feiertechnischer Art an mich herangetragen wurden, desto panischer studierte ich einerseits die Lastminute-Angebote diverser Reiseveranstalter, andererseits den Pschyrembel auf der Suche nach einer schnuckeligen Unpässlichkeit, die dem amüsiersüchtigen Volk die Haare zu Berge stehen lassen und mir meinen ersehnten Freiraum bringen könnte.

Wozu der ganze Stress? Ist doch mein Geburtstag – den lass’ ich einfach mal ausfallen. Ich werde 50, ich darf das.

Die andere Seite ist, dass ich für eine nicht stattfindende Feier natürlich auch keine Einladungen verschicke. Oder heißt es da Ausladungen? Mit dem Ergebnis, dass manche Leute auf 20 km hörbar einschnappten, weil sie keine bekamen. Und felsenfest davon ausgingen, dass die rauschendste Party seit Arnold Schwarzeneggers Amtseinführung ohne sie stattfand. Hat ‚ne Weile gedauert, bis ich dahinter kam.  Hat noch ‚ne Weile gedauert, bis die Wogen wieder geglättet waren, denn zugeben, dass man die Königin der voreiligen Schlussfolgerungen ist, kann man ja auch nicht …

Ich habe mir vorgenommen, den nächsten wieder zu feiern. Da werden alle schön blöd aus der Wäsche schauen, damit rechnet ja keiner … 😉

Neulich hat mich ein Freund besorgt angeschaut und gemeint, ich sähe aber mitgenommen aus. Ich bedankte mich für seine wohlmeinenden Worte und sagte: „Ich bin 50, ich darf so aussehen!“