Gedicht an den deutschen jungen Nazi von einem Zeugen des Hitlerkrieges

von Nikolai Politanow

Du bist wieder einer ihrer „besten“ Neffen,
stolz fühlst du dich denen von früher verwandt.
Du brüstest dich wieder bei euren Treffen
und schlägst Ausländer grundlos mit brutaler Gewalt.

Es erweckt in mir wieder den alten Ekel
vor deinem Gebrüll über Juden mit leerem Inhalt,
vor deinen gefolgsblinden Mäkeln,
das du dir im Geiste so naiv gemalt.

So zieht es dich wieder zum alten Formieren,
wieder in den Marsch ins schon bekannte Nichts.
Hakenkreuz als Zeichen der alten „Nazi-Märtyer“
das du an deinem Revers liebäugelnd siehst.

Ich schreibe für dich eine Glosse,
ich bin jetzt 83 Jahre alt,
als junger Kämpfer gegen Nazigenossen
mache ich auch vor dir keinen Halt.

Dass ich Greueltaten an meinem Leben nicht verschmerze,
obwohl ich lebe neben dir schon 60 Jahre grad,
zu tief sitzt mir das alte Leid im Herzen,
meine Warnung soll verfolgen auch dich bis ans Grab!

Zitat
Jeder Mensch ist etwas exzentrisch. Manche mehr, die anderen weniger. Natürlich, viele sind so „talentiert“, dass es ihnen immer gelingt, dieses Laster geschickt zu verbergen.

Der Autor
Nikolai Politanow, geb. 1928 in Stawropol/Russland, diente ab 1943 bei der Roten Armee, arbeitete als Dolmetscher unter anderem in Frankreich, Italien und Deutschland und lebt derzeit in Bayern.
Als einer der ersten Augenzeugen während der Befreiungsaktion des KZ Auschwitz durch die Rote Armee im Januar 1945 verfasste Nikolai Politanow seine Erinnerungen, die bereits in Deutschland und Holland veröffentlicht wurden, ein Teil seiner Memoiren befindet sich im Archiv des Holocaust-Zentrums Yad Vashem in Jerusalem.
Seine weiteren Werke sind bisher unbekannt, er ist auch mit 83 Jahren weiterhin als politischer und gesellschaftskritischer Schriftsteller und Poet tätig.

Lieber Leser, liebe Leserin,
mein Leben lang habe ich niedergeschrieben, was mich beschäftigt hat. Auch meine selbst verfassten Gedichte haben mich stets auf dem Weg all meiner gesellschaftlichen und politischen Gedanken begleitet. Ich schreibe und kritisiere nur das, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen oder gehört und erlebt habe. Meine gesamte Literatur basiert somit auf meinen Ich-Erlebnissen und erscheint dem Leser nicht immer angenehm, weshalb ich mir wünsche, einander gegenüber etwas toleranter zu sein, denn:
Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!
Es sei mir erlaubt, meine kritische und authentische Meinung nach Belieben vorzutragen, denn ich verstehe es als informative Kritik gegenüber gesellschaftlichen und sozialen Themen, die mir in meinem Leben begegnet sind.

Nikolai Politanow